Türen
Ich öffne Türen, um hinauszugehen,
Neues zu erfahren,
Schmerzliches, Nachdenkenswertes
und Freude zu erleben.
Ich werde in Türen eingelassen,
die mir Menschen öffnen,
um mir ihre Gedanken mitzuteilen
und ihre Gefühle zu zeigen,
die mich beschäftigen, berühren,
unter meine Haut gehen und mich bereichern.
Es gibt auch geschlossene Türen
von anderen vor mir verschlossen.
Ich will lernen, sie zu akzeptieren.
Auch ich brauche geschlossene Türen,
um mit mir alleine zu sein.
Ich möchte mich mit der Vielfalt von Anstößen die ich bekomme,
beschäftigen, sie in mir wirken lassen und mich verändern
© Liesel Polinski,1991
Der Arbeitskreis "Schwerter Frauengeschichte(n)" hat ein Buchprojekt durchgeführt:
Begegnungen in Schwerte - Künstlerinnen treffen Autorinnen
Für dieses Projekt wurde mein Gedicht: Türen ausgewählt und die Schwerter Künstlerin Erika Newiant-Neumann hat dem Gedicht ein "Gesicht" gegeben. Die Begegnung fand am 04.02.2009 in der Stadtbücherei
in Schwerte statt. Anbei 2 Fotos, aufgenommen von der Schwerter Fotografin Manuela Schwerte.
Du und Ich
Deine Geburt ist überstanden
Von Dir – von mir
Du schaust mich mit großen Augen an, die fragen:
Was habe ich von dir zu erwarten?
Wirst Du mich annehmen, lieben?
Wirst Du meine Bedürfnisse erkennen, erfüllen?
Werde ich selbständig werden dürfen?
Oder wirst Du meinen Weg bestimmen wollen?
Wirst Du mich loslassen, wenn meine Zeit mit Dir vorbei ist?
Und was werde ich als Deine Mutter tun?
Werde ich diese Erwartungen erfüllen können?
Werden wir einen gemeinsamen Weg finden
Einander anzunehmen und miteinander zu wachsen?
Ein kleines Stück von
mir Ein kleines Stück vom
anderen,
hoffentlich etwas, hoffentlich
etwas,
das Du an Dir
magst, das
wir besonders mögen,
wird in Dir
sein,
wird in uns sein,
Dich
begleiten,
uns begleiten,
Dich an mich erinnern uns aneinander erinnern
Und in Dir
weiterleben. und weiter leben.
© Liesel Polinski, 1993 So ist es mir erst 2013 seit
meiner Kinderhospizarbeit bewusst
Nebel
Nebel ist wie eine Wand.
Ich kann nichts sehen.
Trotzdem habe ich Vermutungen,
was sich im Nebel verbirgt.
Geräusche sind gedämpft und fremd.
Der Nebel lichtet sich.
Ich sehe Umrisse.
Sie werden schärfer und klarer.
Ich bilde mir eine Meinung
Nicht nur zu den verschwommenen Umrissen
Sondern auch zu den Inhalten.
Wenn der Nebel sich auflöst,
sind Dinge und Menschen klar zu erkennen.
Sind es dieselben,
die ich zuvor vermutete,
dann schemenhaft wahrnahm
und jetzt klar sehe?
Oft habe ich vorher meine feste Meinung.
Bin ich mutig genug,
sie zu ändern,
wenn etwas anderes aus dem Nebel entsteht,
als ich erwartet habe?
Die Wahrnehmung ist subjektiv.
Ich möchte lernen,
die Dinge und Menschen auch so kennen zu lernen,
wie sie sich selber sehen,
um sie besser zu verstehen.
© Liesel Polinski